PINTSCH BAMAG - Anlage 1

Die "PINTSCH BAMAG Preßluftsirene", später nur noch "Anlage 1" genannt, wurde als erste deutsche Serien-HLS ab Anfang der 1960er Jahre vorwiegend in Großstädten wie Frankfurt, München, Hannover und Nürnberg installiert. Aufstellungen weit abseits der Bebauung, wie es bei den späteren HLS-Typen üblich war, gab es bei der Anlage 1 nicht. Auf Grund der überwiegend innerstädtischen Aufstellung wurde der Kompressor im Normalfall durch einen Elektromotor angetrieben, wozu jeder Maschinenbunker an das örtliche Starkstromnetz angeschlossen war. Der vorhandene Dieselmotor diente bei diesen Anlagen nur als Ausfallreserve zur Sicherstellung der Netzunabhängigkeit. Über eine Fliehkraftkupplung konnten beide Motoren unabhängig voneinaner den Kompressor antreiben.

Die Anlage 1 bestand im wesentlichen aus drei Teilen: dem betonierten Maschinenbunker, dem Rohrmast samt Kopf und dem Drucklufttank. Der Maschinenbunker wurde ebenerdig eingegraben und besaß drei Zugänge. Ein Einstieg führte zum elektrischen Betriebsraum, ein weiterer Einstieg führte in den Maschinenraum und ein großer Wartungsdeckel ermöglichte die Entnahme von Diesel- und Kompressoraggregat. Der Drucklufttank wurde an den Maschinenbunker angeflanscht und neben diesem vergraben. Der Wartungszugang erfolte durch eine Revisionsöffnung im Maschinenbunker. Rohrturm inkl. Sirenenkopf wurden am Stück ausgeliefert und mittels Kran auf dem Fundament aufgerichtet und verschraubt. Bei den bisher bekannten Gebäudeanlagen wurden die Maschinenanlagen immer mit im Gebäude installiert. Hier kamen, wie auch bei allen späteren Hochleistungssirenen, dann vier kleinere Drucklufttanks zum Einsatz.

Vor Auslieferung der Serien-HLS wurden in Deutschland zehn Musteranlagen, die so genannte "Null-Serie" aufgestellt und ausgiebig getestet. Als Null-Serie bekannt sind bisher die Standorte Garching, Ottobrunn, Meschede, Ense und Arnsberg. Sehr wahrscheinlich gehörten auch die beiden Gebäudemontagen in Gießen zur Null-Serie. Ob die Anlage auf dem Werksgelände der PINTSCH BAMAG in Butzbach ebenfalls dazu gehörte ist unklar.

Baujahre
1961 bis 1964
Aufstellungen
Gebäudemontage, Rohrturm 20m
Dieselaggregat
Deutz (KHD) A2L 514
Elektromotor
Schorch A 931/4/P22 2xB5/B3
Kompressor
FMA-Pokorny robot VZ 17
Drucklufttank
4800 Liter, unterirdisch
oder 4x 1200 Liter bei Gebäudemontage
92 Gefundene Anlagen weltweit
49Gebäudemontage
43Rohrturm
1Außer Betrieb
84Demontiert
4Durch ELS ersetzt

Allgemeine historische Bilder

Aus unterschiedlichen Quellen konnten einige schöne historische Aufnahmen der Anlage 1 zusammengestellt werden. Zu sehen einerseits die Mastmontagen in Butzbach, Meschede und ein unbekannter Standort, sowie Teile einer Gebäudemontage (mutmaßlich aus Gießen).

Unterschiede Maschinenbunker

Vom Maschinenbunker der Anlage 1 gab es mindestens zwei verschiedene Versionen. Die erste Version besaß zwei Kammern, welche beide durch jeweils eigene Einstiege von oben betreten werden konnten. Vermutlich sollte so der "saubere" elektrische Betriebsraum mit Steuerung und Batterien vom dreckigen und lauten Maschinenraum getrennt werden.

Wann und warum genau der Wechsel zur Version 2 stattfand ist nicht genau bekannt. Vermutlich hat sich die Trennung beider Bereiche als eher hinderlich erwiesen, da man bei einer Wartung der Anlage sowieso beide Kammern betreten musste. Auch die Bauform des Einstiegsdeckels wurde geändert. Hier ist die Vermutung, dass die ursprünglich flachen und überfahbaren Schachtdeckel zu stark verschmutzten oder Regenwasser in die Anlage durchließen, weswegen die neue Bauform des Deckels gewählt wurde.

Zumindest aus Garching ist belegt, dass dort der Maschinenbunker der Version 1 umgebaut wurde. Der Haupteinstieg wurde mit dem neuen Deckel nachgerüstet, der zweite Einstieg außer Betrieb genommen, und beide Kammern durch eine nachträglich geschaffene Öffnung miteinander verbunden.

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